Tiroli und das Geisterdorf

...oder: Helene und ihr Lieblingslied vom Flüsterfelsen! Auf in ein neues Abenteuer mit Tiroli, Hansi Hoppel Hase, Siggi Pieksi Igel, Henne Kicki Helene und Lotta Flinki Eichhörnchen.

Jetzt mit Hörspiel! Hör gleich einmal rein!

In Tirolis Obstgarten herrscht Hochbetrieb. »Hipp! Hipp! Hurra! Die Apfelernte ist da!« Hansi Hoppel Hase, Siggi Pieksi Igel, Henne Kicki Helene und Lotta Flinki Eichhörnchen freuen sich wie jedes Jahr auf diesen Tag. »Ich mag am liebsten den weil damit der Apfelstrudel am besten wird!« schwärmt Hansi Hoppel Hase. »Der ist einfach sooo süüüüß, der heißt ja nicht umsonst so: deliziöööööös« freut sich Siggi Pieksi Igel.

»Sag mal, Helene, was summst du denn da vor dich hin? Ein Lecker-Apfel-schmeckt-mir-gut-Lied?« will Lotta wissen.
»Ach so? Äh, nein, das ist kein Apfel-Lied. Das ist… ach, egal«, murmelt Helene. Diese Geheimniskrämerei macht die Freunde neugierig.
»Also gut. Es ist ein « plappert Helene. 
»Helene ist verliebt, Helene ist verliebt!« macht sich die Erntetruppe lustig.

»Aber nein, das ist doch ein Lied über ein Ritterfräulein und einen armen Jäger. Die waren so verliebt, dass sie unsterblich wurden. Man sagt, dass man sie heute noch flüstern hören kann. Bei den sogenannten Dings äääh Flüsterfelsen oder so. Immer dann im Jahr,  So wie heute…«

»Heute? Wunderbar! Das klingt nach Abenteuer!«, hüpft Hansi vor Freude.

»Leider weiß ich den genauen Text nicht mehr. Aber ich habe noch eine alte zu Hause. Da könnte man das Lied noch anhören« erklärt Helene.

»Kassette? Was ist das denn schon wieder? Also ihr und eure komischen Geschichten, da esse ich lieber einen leckeren Apfel« meckert Siggi.

»Ich habe noch einen da könnten wir es abspielen!« Tiroli ist der Retter in der Not.

»Kroketten-Akkorde?« fragt Siggi nach. »R-e-k-o-r-d-e-r! Ach, egal.« Tiroli holt ein seltsames Kästchen hervor, steckt die Kassette in das Gerät und drückt einen Knopf.

»Komisch. Gehört das so? Das klingt ja unheimlich: Wuawummm Hüaaawaeou Seewoummelmm Steinquaooeuimmm Stauooooodnnn.« So ein Pech, die alte Kassette Man versteht fast nichts.
»Schnell! Helene, Lotta! Schreibt mit, bevor es das Band noch ganz den Geist aufgibt. Habt ihr alles?« Tiroli wird leicht nervös.

»Ja, also ich habe aufgeschrieben: Wuawummm Hüaaawaeou Seewoummelmm Steinquaooeuimmm Stauooooodnnn« berichtet Lotta.

Henne Helene kann sich mit Hilfe der komischen Laute langsam wieder erinnern: »Drei Hügel! Laubwald! Dann links und dreimal um die Stauden zu einem See - Zwitscherkleiner See oder so...«
Für richtige Abenteurer genügen diese Angaben. Also, auf zu den Flüsterfelsen. Die Freunde sind gut gerüstet. Eine springfidele Wanderhose, abenteuersichere Wanderschuhe, extra-superfeine-gegen-Nässe-Kälte-und-alles-was-es-gibt-Wanderjacke und für den kleinen Hunger - jede Menge Äpfel.

»Also Lotta, lies nochmals vor!« Tiroli konzentriert sich wie ein Pfadfinder. »Wuawummm Hüaaawaeou Seewoummelmm…«

»Nein, nicht das. Das von Helene!«
»Drei Hügel…«
»Ja, das ist genau da drüben. Vorwärts! Marsch!« Tiroli kann es kaum erwarten.
Helene liest weiter vor: »Laubwald! Dann links und dreimal…«
»Da muss es sein!« ist Tiroli überzeugt.
»Nein, das sind doch nur zwei Hügel und ein Fichtenwald.
Aber da drüben, da sind die Stauden!« erklärt Lotta.

»Lotta, kannst du mal hoch in die Bäume klettern, da muss doch ein See zu sehen sein« Henne Helene hat eine Spitzenidee.

»Nein, da ist kein See. Aber ich glaube, ich sehe die richtigen Stauden! Aber die sind nur auf einem Hügel?!« berichtet Lotta. »Leute, ich will ja nichts sagen, aber es wird langsam dunkel. Ich meine, es ist Herbst und so lange scheint die Sonne ja nicht mehr« zittert Hansi Hase. »Stauden hin, Hügel her: das kann nicht mehr weit sein« ist Tiroli überzeugt.

»Am besten wir fragen in dem Dorf da drüben nach! Da sind ein paar wunderschöne Bauernhöfe, mit Sägewerk, Schmiede und Gasthaus!« Hansi Hase ist erleichtert. »Gute Idee, nicht dass es noch ganz finster wird und wir das Flüstern am Flüsterfelsen versäumen« wirft Siggi in die Runde.

Die Freunde gehen von Haus zu Haus, klopfen an jede Tür. Doch niemand öffnet.

»Die schlafen wohl schon alle. Kein Wunder, ist ja schon fast dunkel«

»Leute, kommt euch das nicht komisch vor? Hier brennt in keinem Haus Licht. Hier ist kein Mensch zu sehen. Nichts und niemand scheint hier unterwegs zu sein. Kein Geräusch. Kein Vogelgezwitscher. Nur dieser unheimliche Wind und das Knarren der Bäume. Hier ist wohl hoffentlich nichts Wildes passiert?« Hansi Hase wirkt verdattert.

»Das muss ein vergessenes, verlassenes Dorf sein. Oder noch schlimmer - ein Geisterdorf!«
Die Abenteurer schlottern auf Zehenspitzen den Weg entlang, als sie plötzlich ein eigenartiges Flüstern vernehmen.

»Das kling aber ganz und gar nicht nach verliebt. Vor allem wird es immer lauter und kommt immer näher!« zittern die Freunde.
Da hilft nur noch die Flucht nach vorne! Hinein in den nächsten Heustadl.
Die Freunde halten den Atem an.

»Wir schließen dann bald!« ertönt eine Stimme.
»Schließen? Was denn?«
»Ja, das «

Die verdatterten Freunde kommen aus dem Heuhaufen raus und sehen Max und Alois vom Höfemuseum vor ihnen stehen.

»Sind wir hier nicht beim Zwitscherkleiner See und den Flüsterfelsen?« wollen die Freude wissen.
»Achso, ihr meint wohl die beiden Inseln im die man das versteinerte Liebespaar nennt. Das wäre die andere Richtung« weiß Max.

Nein, sowas, lachen die Freunde.
Tja, mit solchen Anweisungen wie Wuawummm Hüaaawaeou Seewoummelmm kann man nicht ins Ziel kommen. Als kleine Entschädigung führt Max sie noch durch das wunderbare Höfemuseum und im Gasthaus gibt es einen leckeren Apfelstrudel.
Wieder was gelernt, lachen die Freunde und machen sich auf zum nächsten Abenteuer.

Geschichte von: Dieter Seelos / Illustrationen von: Paula Nikolussi

  • Tiroler Apfel-Klassiker, ursprünglich aus den Niederlanden, wächst gerne im Inntal und Tiroler Unterland, ideal für Strudel und Kompott, etwas säuerlich
  • Gemeint ist damit der „Golden Delicious“. Süß, saftig und knackig – ist am liebsten im Oberinntal rund um Haiming daheim, lecker als Snack oder im Obstsalat
  • Damit sing man über die Schmetterlinge im Bauch, wenn man jemanden gaaaanz fest wild mag.
  • Passiert zweimal im Jahr – im Frühling und Herbst, dann ist es 12 Stunden hell und 12 Stunden dunkel.
  • Lange Zeit vor den Handys gab es eine Art Plastikbox mit einem sogenannten Tonband, darauf hat man Stimmen, Töne, Musik aufgenommen. Zum Aufnehmen und Abspielen braucht man dazu ein spezielles Gerät, den sogenannten
  • So nennt man es, wenn etwas nicht ganz rund läuft, in unserem Fall klingt die Kassette wie das Schnarchen eines Bären im Winterschlaf.
  • So nennt man umgangssprachlich das Museum Tiroler Bauernhöfe – ist Tirols größtes Freilichtmuseum in Kramsach, mit 14 historischen Bauernhöfe und 23 Nebengebäuden aus Nord-, Ost- und Südtirol. Und heuer feiert das Museum seinen 50. Geburtstag. Also, nichts wie hin!
  • Hier spielt die eigentliche Geschichte von Henne Kicki Helene. Mitten in diesem See liegen zwei Inseln mit der Bezeichnung „Das versteinerte Liebespaar“. Sie sind ein Symbol für die ewige Verbundenheit. Zu finden zwischen Kramsach und Breitenbach. Mehr zu dieser Sage gibt es www.sagen.at