Tiroli und die Flaschenpost
Jetzt mit Hörspiel! Hör gleich einmal rein!
»Trarira, der Sommer, der ist da*…« Fredi Zwitscher Luftikus trällert seinen Sommerhit in den Himmel, damit auch alle wissen, dass Sommer ist. Tiroli, Quaki Wetterfrosch Fips, Emil Klugi Eule und Kathi Samtpfötchen genießen das herrliche Sommerwetter und haben grad Lust auf eine Erfrischung.
»Wie wäre es mit einem sommerleckeren Zitronenmelisse-Erfrischungstropfen?« »Oder noch besser: einem Morgentau-Fruchti-Schleckereis? Oder…« »Wie wäre es mit einem Abenteuerspaziergang am Bach?« »Hab was Besseres vor…«, zwitschert Fredi und fort ist er.
»Was für eine sommerlich-gute Idee! Nur das Plätschern des Bachs und das Summen der Bienen. Und der warme Wind flüstert uns vielleicht eine tolle Geschichte ins Ohr!«, sind alle begeistert.
»Seid mal kurz ruhig. Hört ihr das auch? So ein leises Bling Bling?«
»Bling Bling? Ich höre nur meinen Magen knurren!«, scherzt Emil. Neugierig machen sie sich mit gespitzten Ohren auf den Weg.
»Falscher Alarm!«, ruft Wetterfrosch Fips. »Das ist nur eine Flasche, die da am Ufer liegt und gegen einen Stein schlägt. Hat wohl jemand vergessen, in den Glasmüll zu tun.«
»Moment, Moment!«, Tiroli schaut sich die Sache genauer an. »Das ist keine gewöhnliche Flasche! Wisst ihr was das ist? Das ist eine Flaschenpost!*«
»Was? Eine Faschingspost?«, will Kathi wissen. »Nein, Flaschenpost! Mit ihr werden oft geheime Botschaften oder Hilferufe losgeschickt.« »Du meinst, wie es bei gestrandeten Piraten oder Schiffbrüchigen der Fall ist?«, Emil ist ganz aufgeregt. »Ja genau!« »Aber wo sollte denn hier ein Schiffbrüchiger sein?«, Wetterfrosch Fips versteht die Aufregung nicht.
»Da schaut mal. Tatsächlich. Da ist ein Zettel in der Flasche!« »Schnell, mach die Flasche auf, Tiroli!«
Geht nicht, keine Chance. Tiroli versucht mit einem Blick durch das Flaschenglas etwas zu erkennen: »W-o-l-f-s-k-l-a-m-m* … mmm. Und da, diese Zeichnung soll wohl eine Art Treppe sein. Das andere kann ich nicht lesen. Scheint wohl nass geworden zu sein.«
»W-W-W-W-Wolfsklamm?! Das klingt aber gefährlich!«, schlottert Wetterfrosch Fips. »Da sollten wir besser nicht hingehen?« »Tiroli, wir brauchen deine Landkarte!«, Professor Emil hat schon eine Idee.
»Habe ich es gewusst! Seht mal! Da ist es. Die berühmte Wolfsklamm - voller Legenden, Sagen, Geheimnisse, tosenden Wasserfällen und steilen Felswänden. Ist gar nicht weit von hier.« »Und wen sollen wir da retten, hoffentlich nicht einen Wolf?!«, Emil Klugi wird bei dem Gedanken ganz anders.
»Wir müssen schnell sein. Wenn jemand einen Hilferuf per Flaschenpost schickt, ist es höchste Zeit.«, Tiroli übernimmt das Kommando.
»Schlucht. Wasserfälle. Felsen: Wir brauchen unsere rutschfesten Allrad-Abenteuerschuhe, unsere wasserdichten Kann-mir-nichtsanhaben-Entdeckerjacken und den Klettermax-Helm!«, Wetterfrosch Fips kennt sich aus.
Von weitem hört man schon ein lautes Dröhnen und tiefes Rauschen. »Ich glaube, das Wetter tut um!* Hört ihr nicht das Donnern?«, stellt Kathi fragend fest. »Donner? Nein, das ist kein Donner. Das sind die Wasserfälle der Wolfsklamm!«, weiß Fips.
»Donnerwetter!«, staunt die Expeditionsmannschaft. »Was für ein Anblick!« Ein Wasserfall nach dem anderen stürzt sich ins Tal.
»So muss es wohl auf einem Piratenschiff zugehen, bei Windstärke 10!«, will Tiroli seine Freunde in Abenteuerlaune bringen. Doch sie verstehen ihn nicht, weil es so laut ist.
»Wie sollen wir denn da jemals raufkommen?«, brüllt Kathi Samtpfötchen recht unsanft. »Hier! Auf der Nachricht ist eine Treppe zu sehen, da müssen wir rauf!«
»Aber da ist es ja klitschnass, rutschig, fürchterlich steil und sooo nahe am Wasserfall!«, brüllt Emil. »Augen zu und durch!«, schmunzelt Tiroli.
Leichter gesagt, als getan. Die steilen Treppen führen zu gefährlich niedrigen Felsnischen, vorbei an steilen Feldwänden und durch beengende Durchgänge. Immer weiter und weiter hinauf. Von überall kommt das Wasser. Von oben Felswasser, von links und rechts sprudeln Quellen und von allen Seiten die Gischt des Wasserfalls, der die Freunde in eine Wasserwolke taucht. Unsere Abenteurer sind nicht nur nass, sondern platschnass. Kathi Samtpfötchen bleibt plötzlich stehen.
»Ich glaube, ich habe einen Wolf gehört! Da gehe ich nicht weiter!«
»Aber Kathi, Wölfe gibt es hier doch gar nicht, das ist doch nur eine alte Legende. Ich glaube, dir geht der Reis* wegen der Brücke über den Wasserstrudel*, stimmts?« Tiroli hat die Lage erkannt.
»Keine Sorge Kathi, schau einfach nach oben, dann geht es ganz leicht.« Gemeinsam überqueren die Freunde die Brücke. Schritt für Schritt. »War ja gar nicht schlimm!«, ist Kathi stolz und ihre Freunde schmunzeln ein wenig.
»Hört ihr das auch?«, Tiroli spitzt die Ohren. »Trarira, der Sommer, der ist da…« Das Lied kenne ich doch? Das hat doch…
»Hallo meine Freunde! Ihr auch da?«, Fredi Zwitscher Luftikus kommt aus heiterem Himmel dahergeflattert. »Hab gar nicht gewusst, dass ihr auch eingeladen seid!«
»Eingeladen? Wozu denn?« »Ja zum Geburtstagspicknick* von meinem Zwitscher-Onkel Ferdinand beim Steinmandl-Wald!« Jetzt kennen sich die Freunde gar nicht mehr aus.
»Ihr habt doch da die Einladung in der Flaschenpost dabei! Ah! Das wird wohl die sein, die Tante Emma schon gesucht hat.«
»Was? Verloren? Eine Einladung? Keine Piratenpost? Kein Notfall?«, die Freunde sind verdattert, aber auch froh, dass niemand in Not ist. Nachdem Tiroli nun endlich die Flaschenpost öffnen konnte, ist alles klar.
»Tja, lesen hilft!«, lachen die Freunde und machen sich auf zum Picknick zu Fredis Familie im Steinmandl-Wald und natürlich zum nächsten Abenteuer. Trarira, der Sommer, der ist da …
Geschichte von: Dieter Seelos / Illustrationen von: Paula Nikolussi
Tirolis Schlaumaxbox:
Trarira, der Sommer, der ist da…: Beliebtes Sommer-Kinderlied aus dem Hause „Sing Kinderlieder“
Flaschenpost: In vielen Abenteuergeschichten über Seefahrer macht die Flaschenpost meist eine lange Reise über die Meere, ehe sie jemand findet.
Wolfsklamm: Abenteuerliche Schlucht mit beeindruckenden Wasserfällen bei Stans, im Tiroler Unterinntal. 6 Kilometer lang mit 350 Höhenmetern, geeignet für wandererfahrene Familien mit Kindern. Tipp: Am Ende der
Schlucht wartet nicht nur der „Steinmandl-Wald“, sondern ein paar Kurven weiter auch das Kloster & Gasthaus St. Georgenberg. Mehr unter www.wolfsklamm.tirol
Ich glaube, das Wetter tut um: So sagt man in Tirol, wenn das Schönwetter zum Schlechtwetter wird. Und umgekehrt.
Mir geht der Reis: Das sagt man in Tirol, wenn man vor etwas Angst bekommt oder schon hat.
Wasserstrudel: Stürzt Wasser wie bei einem Wasserfall schnell in die Tiefe und landet in einem Felsbecken, fängt es an, sich im Kreis zu drehen und zieht alles mit sich in die Tiefe. So lustig das Wort auch klingt, so gefährlich ist es.
Geburtstagspicknick: Das Wort Picknick kommt aus Frankreich und bedeutet so viel wie aufpicken oder
naschen. Heutzutage versteht man darunter eine leckere Jause im Freien auf einer feinen Decke.
Steinmandl-Wald: kleine Figuren aus Steinen, die Wanderer liebevoll aufgestellt haben. Wir nennen es
„Steinmandl-Wald“, weil uns das gefällt. Tipp: Nur anschauen, nicht angreifen.