Illustrationen: Paula Nikolussi
An einem sonnigen Tag unternehmen Tiroli und Eichhörnchen Lotta einen Ausflug zum Badesee.
Einige ihrer Freunde schließen sich an.
Unter ihnen ist Frosch Fips der beste Schwimmer. Hase Hansis Schwimmkünste reichen höchstens für Notsituationen, er hat lieber festen Boden unter den Fü.en, wie Huhn Helene. „Wieso können Enten so gut schwimmen und du nicht?“, fragt er. „Erstens bin ich keine Ente“, antwortet Helene, „zweitens ist mein Gefieder nicht wasserabweisend, deshalb würde mich das Gewicht der nassen Federn unter Wasser ziehen. Ich nehme lieber ein Sandbad!“
Vogel Fredi schließt sich an: „Sandbäder sind angenehm und dienen uns Vögeln zur Reinigung!“
Tiroli und Lotta beobachten, dass auch ein Mädchen sich nicht in den See traut. Es steht bibbernd am Ufer, das Wasser ist ihm wohl zu kalt. Außerdem ist ein kühler Wind aufgekommen.
„Feigling!“, ruft eine Gruppe Buben, von denen einer grinsend sein Handy hochhält.
„Das Video stellen wir ins Internet, dann sehen alle, was für ein Hasenfuß du bist!“
„Es ist ungerecht, dass wir immer als Angsthasen oder Hasenfüße herhalten müssen, weil wir schnell davonlaufen können!“, sagt Hansi. Das Mädchen ist dem Weinen nahe. „Nicht filmen!“, bittet es fast flehend. Aber der Bub mit dem Handy macht es trotzdem. Tiroli und Lotta schauen sich an. In so einem Fall kann man nicht ruhig bleiben und tun als ob nichts wäre. In so einem Fall ist Handeln geboten. Sie gehen auf die Buben zu. „Wer ist hier ein Feigling?“
„Die da! Die traut sich nicht ins Wasser!“, ruft einer. „Und das wollt ihr der ganzen Welt verkünden?“, fragt Tiroli verärgert. „Tolle Helden seid ihr!“
„Ist ja nur Spaß“, antwortet der Bub mit dem Handy. „Außerdem schicken wir das Video nur an unsere Freunde!“
„Das ist kein Spaß!“, sagt Tiroli ernst. „Wartet mal, ich zeig euch was!“ Er bittet Huhn Helene und Vogel Fredi um kleine Federn, die sie beim Sandbaden verloren haben und weist die Buben an, sie in die Luft zu blasen. Nach einer kurzen Weile sagt er: „Und jetzt fangt sie wieder ein!“
Die Buben springen nach allen Richtungen und erwischen ein paar Federn, die anderen sind nicht mehr zu finden oder hat der Wind fort geblasen.
„So ist es auch mit Fotos und Nachrichten im Internet“, erklärt Tiroli. „Ihr habt keine Kontrolle darüber. Sie verbreiten sich weiter, sogar unter Menschen, die das alles nichts angeht und die ihr nicht kennt!“
Der Bub mit dem Handy macht ein zweifelndes Gesicht, aber die anderen finden, Tiroli hat recht.
Sie verlangen von ihrem Freund, das Video zu löschen. „Auch dich kränkt es, wenn man ohne dein Einverständnis Fotos oder Filme von dir ins Internet stellt, noch dazu solche, die dich bloßstellen!“, hakt Lotta nach. „Stimmt eigentlich“, sagt der Bub schließlich und löscht das Video. Er scheint etwas gelernt zu haben.
Inzwischen hat sich das Mädchen ins Wasser gewagt, denn es hat im Schilf einen lustig hüpfenden Frosch entdeckt. Vor Freude über diesen Erfolg macht Fips gleich noch einen Luftsprung!