Illustrationen von Paula Nikolussi
„Ich liebe den Frühling“, sagt Tiroli und schließt die Augen. Hansi Hase hoppelt herbei. „Kommt, besuchen wir den Zauberwald.“
Tiroli und Kathi folgen Hansi in den Wald. Hier ist es viel kühler als in der Sonne. Fredi Vogel flattert herbei und ruft aufgeregt: „Schnell, schnell! Da ruft jemand um Hilfe! Kommt mit.“ Tatsächlich. Ein verzweifeltes Fiepen ist zu hören!
Tiroli und seine Freunde folgen dem Geräusch bis zur Waldlichtung und bleiben wie erstarrt stehen. Im hohen Gras liegt ein Einhornfohlen und ruft nach seiner Mutter. Sie schauen sich um – kein Einhorn weit und breit. „Oh, du Armer! Warte, ich tröste dich!“ Kathi saust davon. „Nicht!“, ruft Tiroli. „Seine Mutter ist sicherlich in der Nähe.“
Kathi bleibt stehen und dreht sich zu Tiroli um. „Aber es ist so verzweifelt. Ich muss es trösten.“ „Wenn du es jetzt berührst, riecht es nach dir. Seine Mutter nimmt es dann nicht mehr an und geht weg“, antwortet Tiroli. „Dann muss es verhungern.“
„Er hat recht“, sagt eine Stimme hinter ihnen. Es ist ein Zwerg! Er ist ganz in Grün gekleidet und hält seinen Zeigefinger an die Lippen. „Wir müssen leise sein. Seine Mutter versteckt sich vor uns. Wisst ihr, neugeborene Einhörner oder andere Tierbabys, wie zum Beispiel Rehkitze, haben noch keinen eigenen Geruch. So können sie nicht von Raubtiere gewittert werden.
Sie nehmen daher ganz leicht den Geruch von anderen Tieren oder Menschen an. Und dann verstößt ihre Mutter sie. Verstecken wir uns da oben auf dem Hügel. Dort entdeckt uns das Einhorn nicht. Wir können die beiden mit dem Fernglas beobachten.“
Tiroli und seine Freunde folgen dem Zwerg. Oben auf dem Hügel setzt sich Fredi auf einen Strauch. Die anderen legen sich ins Gras. Der Zwerg nimmt das Fernglas und sucht den Waldesrand ab. „Da!“, flüstert er und reicht Tiroli das Fernglas. Ein wunderschönes, schneeweißes Einhorn kommt hinter dem Baum hervor. Immer wieder schaut es sich um. Als es sich sicher fühlt, geht es langsam auf sein Fohlen zu und leckt es ab.
Das kleine Einhorn richtet sich auf und trinkt gierig. Tiroli und seine Freunde liegen ganz still da und beobachten die beiden. „Einhörner sind sooo schön“, flüstert Kathi verträumt.
Plötzlich stupst jemand Tiroli an. Verwirrt öffnet er die Augen. Er sitzt auf der Holzbank und Kathi schaut ihn grinsend an. „Du hast im Schlaf geredet!“ „Was? Schlaf? Geredet? Kathi nickt und kichert. „Einhörner sind sooo schön" hast du gesagt. Und vorher hast du geschnarcht.“ „Ich habe geschnarcht?“ Kathi nickt. „Hast du von Einhörnern geträumt?“
„Ja, und vom Zauberwald“, sagt Tiroli. „Erzähl!“ Tiroli beginnt zu erzählen. Als er geendet hat, meint Kathi: „Das war ein schöner Traum.“ Tiroli nickt.
„Ich freue mich schon sehr auf den Zauberwald am Vögelsberg. Leider muss ich noch bis Ende August darauf warten. Was hältst du davon, wenn wir jetzt Hansi besuchen?“ „Einverstanden!“ Gemeinsam machen sie sich auf den Weg.